Wer acht Jahre lang auf dieses Spiel warten musste, wurde
nicht enttäuscht.
In einem harten Fight trennten sich Lerbach und Freiheit mit 3:3 und boten für die Stadt Osterode beste Werbung für den hiesigen Fußball, aber der Reihe nach.
- Halbzeit
Der SV zeigte eindrucksvoll, dass man unter Trainer Ciesla auf
einem richtig guten Weg ist.
Stark organisiert, hellwach und sehr variabel im Aufbau, wurden
die Gäste aus der Freiheit zunächst komplett an die Wand gespielt.
Bereits nach wenigen Minuten scheiterte Janek Drochelmann frei
vor Gäste Keeper Twadde.
Etwas später machte es Janek besser, der bis dahin noch unbefleckte Schiri entschied aber auf kein Tor, weil angeblich Abseits.
In der 10. Minute dann das 1:0: Eckball Lerbach, Kopfball Aghil Sanjari – TOR.
In der 15 Minute das 2:0, Tobi Rott wird steil geschickt, Annahme,
Mitnahme, Abschluss – TOR.
Lerbach kombinierte sich weiter durch die Gäste, die wohl
noch irgendwo zwischen Oktoberfest, Bett und Kabine waren. Eine Kopie des 1:0 hätte
fast das dritte Tor bedeutet, aber diesmal parierte Freiheits Schlussmann den erneuten
Kopfball von Aghil mit einer starken Parade.
Die vielen Möglichkeiten für den SV wurden dann aber doch
zum 3:0 verwertet.
Janek Drochelmann schob in der 26. Minute zur vermeidlichen
Vorentscheidung ein.
Der unmittelbare Gegenzug: Foul an Aghil im rechten
Mittelfeld, der Pfiff blieb aus, Strüwer marschierte über die freie Seite und
verkürzte mit der erste Chance für Freiheit auf 1:3.
Was nun passierte ist für die meisten Nicht-Fußballer und
auch gestandenen Fußballer schwer nachvollziehbar.
Eine in diesem Fußball-Drehbuch relevante Person war aber
der Schiedsrichter:
Von Anfang an keine Linie im Spiel, beide Mannschaften
schenkten sich im Grätsch-Contest nichts, Spieler wurden reihenweise weggeflext
und wenn auf beiden Seiten nach 30 Minuten nur noch 10 Mann auf dem Feld
stünden, hätte sich niemand wundern müssen. Ein konsequenter, souveräner Schiri
hätte einfach nach wenigen Minuten schon durchgreifen müssen und durch konsequentes
abmahnen der Fouls und Meckereien für Ordnung sorgen müssen.
Mit solch einem Schiri gingen beide Mannschaften
unterschiedlich um:
Die Lerbacher riefen den Namen des Schiris wie den Ihrer
Mama, wenn Sie Hilfe brauchten,
die Freiheiter bearbeiteten diesen unsicheren Mann wie die
Hyänen und waren somit auf einmal voll im Spiel.
Denn die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit spielten
die Gäste auf einmal Fußball.
Über die Seite von „Wutzke“-Kirschstein wurden 3-4 hochkarätige Chancen kreiert, die aber noch nicht zum Anschlusstreffer führten, Lerbach konnte seinerseits das Spiel noch offen halten, ohne aber das vierte Tor nachzulegen, weshalb es mit einer 3:1 Führung in die Halbzeit ging.
2. Halbzeit
Die zweiten 45 Minuten schien der SV die berühmten „Cojones“
in der Kabine gelassen zu haben.
Der Freiheiter gewannen jeden Zweikampf und ein langer Ball
nach dem nächsten wurde in den Lerbacher Strafraum geschlagen.
Die gute Organisation der ersten Halbzeit, die Staffelung, Absprachen,
Kommandos, Ruhe am Ball,
alles war dahin.
Dabei wurde der Heimmannschaft in der Pause weder der Mund zugenäht, noch wollte jemand Erfahrung als Schweigemönch sammeln, denn nach dem Schiedsrichter rufen, wie nach der eigenen Mama wenn man in den Dreck gefallen ist, ging immer noch bestens. Nur weder die Mama noch der Schiedsrichter können auf dem Fußballplatz (und auch im richtigen Leben) helfen wenn es brenzlig wird.
Wer Erfolg will, muss Verantwortung für sein Handeln
übernehmen, aber das tat kein Lerbacher in der zweiten Halbzeit.
Und so reihte sich Chance an Chance für die Freiheiter.
In der 55. Minute Strüwer zum zweiten (3:2). Und dann dauerte es bis zur 84. Minute, ehe Strüwer zum dritten den Ausgleich markierte (3:3).
Auf Lerbacher Seite verhinderten Enrico Freitag (Tor) und
Jonas Drochelmann (Abwehr) weitere Gegentore. Beide spielten eine überragende
Partie.
Die letzten 5-8 Minuten schwamm sich der SV komischerweise wieder frei. Tobias Rott wäre auf und davon gewesen, wenn der Schiri nicht fälschlich auf Abseits entschieden hätte. Kurz darauf holte Rott dann, wie viele andere auch in diesem Spiel, die Flex raus und rasierte Freiheits Wunderlich.
Nun wurde auf glatt Rot entschieden, hartes Foul ja, aber im
Vergleich zu den anderen Fouls im Spiel die maximal mit Gelb geahntet wurden
nicht härter.
Nach dieser roten Karte war Ende, 3:3 Unentschieden in einem
rassigen Derby.
Fazit:
Lerbach überrollte zunächst die Gäste aus der Freiheit, die
sich mit Ihrer Cleverness und Robustheit nach gut einer halben Stunde die
Spielanteile zurückholten.
In der zweiten Halbzeit war es ein Spiel auf ein Tor mit
etlichen Großchancen für die Gäste.
Der SV bot in der zweiten Hälfte eine unterirdische
Vorstellung, die nichts mit Männerfußball zu tun hatte. Vor jedem Spiel wird
gesagt, dass der Schiri tabu ist, das Entscheidungen nicht kommentiert werden
sollen.
Wie viele Spiele brauchen die Spieler noch, um zu begreifen,
dass Sie selbst Verantwortung auf dem Platz übernehmen müssen und sich nicht
hinter den Entscheidungen des Schiedsrichters oder irgendwem anders verstecken
dürfen?
Werden manche Spieler es jemals begreifen?
Wenn Ja, dann kann man in dieser Liga jeden besiegen, denn
die erste Hälfte hat gezeigt, dass der SV Lerbach auf einem sehr guten Weg ist.
Ein Dank gilt den zahlreichen Zuschauern, die gestern den Weg ins Waldstadion gefunden haben und Zeugen eines tollen Derbys wurden.